Von Jürgen Haberer
Vier junge Cellisten aus Guatemala, Nigeria, Österreich und Deutschland haben am Wochenende den zweiten Meisterkurs der Chopin-Akademie absolviert. Zum Abschluss musizierten sie mit Dozent
Walter-Michael Vollhardt auf dem Zeit-Areal.
Lahr. Ein Meisterkurs bei Walter-Michael Vollhardt ist wie ein Trainingslager mit der Nationalmannschaft. In intensiven Arbeitseinheiten wird an winzigen Feinheiten gefeilt, aber auch am
musikalischen Grundverständnis der Teilnehmer. Der in Freiburg lebende Cellist und Dirigent ist unerbittlich. Er fordert, lässt seine Schüler einzelne Passagen so lange wiederholen, bis es passt.
Er ist aber auch ein großer Motivator, einer der seine eigene Begeisterung zu transportieren vermag. Sein Herz brennt für die Musik und die Nachwuchsarbeit, die Förderung junger Talente.
Drei Tage sind für ihn eigentlich viel zu kurz. Vollhardt hätte gern mit Dorothea Kügler aus Klaus in Vorarlberg an ihrem Vorspiel für die in zwei Wochen anstehende Aufnahmeprüfung an der
Musikhochschule in München gefeilt. Er bescheinigt der jungen Frau aus Österreich sehr viel Talent und musikalisches Gespür. Die 20-Jährige ist bereits einen ganzen Schritt weiter als Nwuko
Sunday-Kelechi (17) aus Lagos in Nigeria, Mercedes Villagrán (16) aus Guatemala und der 15-jährige Noah Wicklandt aus Waldkirch. Vollhardt hat das junge Quartett aber spürbar vorwärts gebracht.
Er hat die Sinne der vier Nachwuchscellisten für die innere Dynamik des Vortrags, die Strahlkraft der jeweiligen Komposition geschärft und gezielt auch das Zusammenspiel gefördert.
Wie viel dabei passiert ist, hat das Abschlusskonzert am Sonntagabend in der ehemaligen "Roth-Händle"-Kantine gezeigt. Jeder für sich wartete mit einem Solovortag auf. Nwuko glänzte mit einer
kraftvollen Interpretation des Präludiums aus Johann Sebastian Bachs Suite Nr. 1. Mercedes spielte eine Sonate des Italieners Dalla Bella, während Noah mit Vollhardt ein Duo von Jacques Offenbach
anstimmte. Dorothea beeindruckte mit Werken von Johann Sebastian Bach, Hans Werner Henze und Alfredo Piatti.
Das Konzert überraschte auch mit Ensemblestücken, zeitgenössischen Werken und ungewohnten Klängen. Zum Einstieg erklang eine Elegie für vier Celli und ein Kontrabass, die Serenade von Hans Werner
Henze entführte die Zuhörer auf die Pfade der Zwölf-Ton-Musik, während Arvo Pärts "Da Pacem Domini" mit inniger Schönheit verzauberte. Harald Lorscheiders "Vier Miniaturen" warteten mit
rhythmischen Kapriolen auf, die ein lyrisches Zwischenspiel umrankten.