Jürgen Haberer, 19.08.2016

 

Beethoven, Liszt und Chopin statt Strandparty am Ballermann: In einem einwöchigen Meisterkurs der Lahrer Chopin-Akademie haben junge Talente intensiv an ihrem Klavierspiel gefeilt – auf Mallorca.

 

Lahr/Valldemossa. Bozena Maria Maciejowska, die Leiterin des 2015 in Lahr gegründeten Instituts, hatte den Standort für die erste große Sommerakademie der "International Fryderyk Chopin Music Academy" mit Bedacht ausgewählt. Im Städtchen Valldemossa, im Bergland von Mallorca gelegen, hat Chopin einige seiner berühmten Nokturnen komponiert. Die Kartause, in der er und die Schriftstellerin George Sand nach ihrer Flucht aus Palma de Mallorca Unterschlupf fanden, beherbergt heute ein Museum. Es erinnert an den gemeinsamen Aufenthalt und den von George Sand literarisch reflektierten "Winter auf Mallorca".

 

Der Meisterkurs mit gleich drei Professoren sollte den Teilnehmern aber auch als ganz besonderes Erlebnis in Erinnerung bleiben. Als Unterkunft diente ein Hotel mit Meeresblick an der felsigen Nordküste der Insel. Die Unterrichtsblöcke mit Institutsleiterin Maciejowska, Professor Mikhail Voskresensky aus Moskau und Professor Adam Wodnicki aus Denton, Texas, wurden in der Musikschule von Valldemossa absolviert. Im Rahmenprogramm lockten kleine Ausflüge und jede Menge Urlaubsflair, eine selbst organisierte Strandparty mit Paella und ein Klavierkonzert mit Adam Wodnicki in der geschichtsträchtigen Kartause von Valldemossa.

 

Das 15-köpfige Teilnehmerfeld war international, Musikstudenten aus Russland, Polen, Lettland, Korea und Vietnam feilten intensiv an ihren Konzertprogrammen. Die kurzfristige Absage einer Chinesin öffnete den Raum für die Nachnominierung der elfjährigen Marta Sureda, der Tochter einer engen Mitarbeiterin von Nadal Torres, dem Bürgermeister von Valldemossa.

 

Für eine echte Überraschung sorgte nicht nur die Anmeldung der beiden längst international bekannten Brüder Andrejs und Georgijs Osokin aus Lettland. Mit ihnen reiste auch ihr Vater Sergej Osokin an, der Leiter der Klavierfakultät an der Musikhochschule in Riga. In den morgendlichen Unterrichtseinheiten mit dem 81-jährigen Voskresensky setzte das Trio immer wieder eindrucksvoll den Maßstab, nach dem die übrigen Teilnehmer strebten. Voskresensky vom Moskauer Tschaikowsky-Konservatorium entpuppte sich dabei als herausragender Motivator, als einer, der es versteht, die eigene Begeisterung für die Musik auf andere zu übertragen.

 

Feinsinnig und konzentriert dagegen die Arbeitsweise von Bozena Maria Maciejowska und Adam Wodnicki, der am Freitagabend mit einem Konzert in der Kartause brillierte. Gefühlvoll und innig tauchte er dabei in die Klangwelt von Chopin ein, nach der Pause ließ er eine beeindruckende Auseinandersetzung mit den musikalischen Impressionen von Claude Debussy folgen.

 

Beim Abschlusskonzert des Meisterkurses im Klaviersaal des Hotels erlebten die Zuhörer dann gleich eine ganze Reihe musikalischer Glanzlichter. Marija Korolkova (Lettland) wartete mit einer ungemein expressiven, immer wieder förmlich explodierenden Interpretation des "Danse macabre" von Franz Liszt auf, während Nguyen Kim Ngan (Vietnam) virtuos in den barocken Klangkosmos von Johann Sebastian Bach eintauchte. Zuletzt brillierte Andrejs Osokins mit dem ersten Satz von Beethovens Sonate "Appassionata".