Presseberichte


Cellokonzert stellte brasilianische Komponisten vor

Bereiteten eine Klangwelt voller Charme und musikalischer Hingabe: Cellist Walter-Michael Vollhardt und Pianist Clemens Flick.
Bereiteten eine Klangwelt voller Charme und musikalischer Hingabe: Cellist Walter-Michael Vollhardt und Pianist Clemens Flick.

Violoncello und Klavier pendeln zwischen klassischen Harmonien und lateinamerikanischer Folklore, springen hinein in die Tonsprache der Moderne. Im Rahmen eines Meisterkurses der »International Fryderyk Chopin Music Academy« überraschte Kursleiter Walter-Michael Vollhardt mit einem Ausflug in die brasilianisch Cellomusik.

 

Walter-Michael Vollhardt führt wie kaum ein anderer musikalisches Gespür und Leidenschaft zusammen. Der in Freiburg lebende Cellist und Dirigent ist ein glühender Enthusiast, der auch in der Region rund um Offenburg seine Spuren hinterlassen hat. Von 2002 bis 2009 war er musikalischer Leiter und Dirigent des Ortenau Orchesters, das er mit seinem Temperament, seiner Leidenschaft für die Musik zu neuen Ufern geführt hat. 

Walter-Michael Vollhardts Herz brennt aber auch für die Nachwuchsförderung und für Brasilien, das Land des Fußballs und des Sambas. Er hat dort das Nationalorchester dirigiert und mehrfach den Internationalen Cellistenwettbewerb in Rio de Janeiro gewonnen, ist Leiter des Jugendorchesters in Belem im Norden des Landes. 

Von seinen zahlreichen Reisen nach Brasilien hat er auch die Musik mitgebracht, die er am Freitagabend gemeinsam mit dem Pianisten Clemens Flick in Lahrer »zeit.areal« servierte. Das Konzert markiert den Auftakt eines Meisterkurses unter dem Dach der im vergangenen Jahr gegründeten »International Fryderyk Chopin Music Academy«, zu dem sich junge Talente aus Guatemala, Nigeria, Österreich und Deutschland angemeldet hatten. 

 

Fokus 20. Jahrhundert

 

Unter den Titel »Saudades do Brasil« – Brasilianische Cellomusik überraschte das Duo mit einem Klangreigen, in dem ausschließlich Werke brasilianischer Komponisten zu hören waren. Walter-Michael Vollhardt und Clemens Flick, der frühere Solorepetitor des Theaters Freiburg mit einer ausgesprochenen Vorliebe für die historische Aufführungspraxis, tauchten ein in eine Klangwelt voller Charme und musikalische Hingabe.

Der stilistische Fokus lag klar auf Komponisten des 20. Jahrhunderts, auf Werken, die klassische Harmonien und lateinamerikanische Tänze miteinander verknüpften, den Raum in Richtung Impressionismus und zeitgenössischer Klänge öffneten. Wunderbar das anfangs mit barockem Glanz kokettierende »Cenas Cariocas« von José Guerra Vicente, das drei brasilianische Tänze aneinander reiht und mit der rhythmisch pulsierende Kraft eines »Choro« endet. 

Herrlich kontrastreich auch die beiden folgenden Miniaturen von Chiquinha Gonzagas, die lyrische Poesie und überschäumende Lebensfreude nebeneinander stellt. Eine »Fantasia« von Serguei Firsanov huldigt dem Tango, während Heitor Villa-Lobos voller Melancholie von dem Tanz eines schwarzen Schwanes erzählt. 

Walter-Michael Vollhardt und Clemens Flick öffneten immer neue Blickwinkel auf Brasilien, verzauberten die leider recht überschaubare Zahl der Zuhörer mit musikalischen Dialogen voller Feinheiten. Henrique Oswalds »Elegia« tauchte ein in die Tonsprache der Impressionisten, die »Balada“»von Almeida Prado,verknüpfte leise Poesie mit machtvoll auftrumpfenden Ausbrüchen, weit jenseits tonaler Strukturen. 

Der »Sambatango de Concerto« von Walter-Burle-Marx kokettierte dafür mit der italienischen Barockmusik und der heiteren Tonsprache von Wolfgang Amadeus Mozart.

 

Autor:
Jürgen Haberer