Abschlusskonzert nach dem Meisterkurs der International Fryderyk Chopin Music Academy
Vier junge Cellisten aus Guatemala, Nigeria, Österreich und Deutschland absolvierten am Wochenende den zweiten Meisterkurs der International Fryderyk Chopin Music Academy in Lahr. Am
Sonntagabend musizierten sie gemeinsam mit Dozent Walter-Michael Vollhardt in der ehemaligen Kantine des Zeit-Areals.
»Drei Tag sind eigentlich viel zu kurz«, betonte der in Freiburg lebend Cellist Walter-Michael Vollhardt am Rande des Abschlusskonzertes seines Meisterkurses in der International Fryderyk Chopin
Music Academy. Sein Herz brennt für die Musik und die Nachwuchsarbeit, für die Förderung junger Talente. Nur zu gern hätte er mit der 20-jährigen Dorothea Kügler aus Klaus in Vorarlberg an ihrem
Vorspiel für die in zwei Wochen anstehende Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule in München gefeilt. Er bescheinigt der junge Frau aus Österreich sehr viel Talent und musikalisches Gespür.
Zusammenspiel im Ensemble gefördert
Dorothea Kügler ist hörbar bereits einen ganzen Schritt weiter als Nwuko-Sunday-Kelechi (17) aus Lagos/Nigeria, Mercedes Villagrán (16) aus Guatemala und als der 15-jährige Noah Wicklandt aus
Waldkirch. Vollhardts Enthusiasmus und die Intensität mit der er an winzigen Nuancen musikalischer Feinheiten feilt, hat das junge Quartett trotzdem spürbar vorwärts gebracht. Er hat mit ihnen
ausgewählte Stücke durchgearbeitet und dabei sehr viel Wert auf die innere Dynamik des Vortrags gelegt, den Schwung des Bogens und die Grifftechnik. Er hat die Sinne für die musikalische
Strahlkraft der jeweiligen Komposition geschärft und ganz gezielt auch das Zusammenspiel im Ensemble gefördert. In den gemeinsamen Unterrichtsblöcken hat es manchmal ganz schön geknistert. Die
Zeit ist auch für Dorothea, Nwuko, Mercedes und Noah förmlich davongeflogen und doch stehen geblieben.
Intensive Darbietungen
In ihrem Abschlusskonzert am Sonntagabend wartete jeder für sich mit einem Solovortrag auf. Nwuko glänzte mit einer kraftvollen Interpretation des Präludiums aus Johann Sebastian Bachs Suite Nr.
1. Mercedes wartete mit einer Sonate des Italieners Dalla Bella auf, während Noah mit Walter-Michael Vollhardt ein Duo von Jacques Offenbach servierte. Dorothea beeindruckte mit einer ganzen
Reihe intensiver Darbietungen: Werken von Johann Sebastian Bach und Hans Werner Henze, einem Andante von Alfredo Piatti, dem »Paganini der Cellomusik«.
Ungewohnte Klänge
Das Konzert überraschte aber auch immer wieder mit Ensemblestücken, mit zeitgenössischen Werken und ungewohnten Klängen. Gleich zum Einstieg erklang eine Elegie für vier Celli und ein Kontrabass.
Die Serenade von Hans Werner Henze entführte die Zuhörer auf die Pfade der Zwölf-Ton-Musik, während Arvo Pärts »Da Pacem Domini« mit seiner ergreifenden Schönheit verzauberte. Harald Lorscheiders
»Vier Miniaturen« warteten dafür mit rhythmischen Kapriolen auf, die ein lyrisches Zwischenspiel umrankten. Das Konzert krönte so einen Meisterkurs, der allen Teilnehmern wohl auf ewig im
Gedächtnis haften bleiben wird.
Autor:
Jürgen Haberer